Mittwoch, 22. August 2007

Second Life am Ende?


Nun sind sie also da: die Kritiker. Nach dem außergewöhnlichen PR-Hype in den vergangenen Monaten befassen sich die Journalisten nun kritisch mit dem Thema Second Life. Alles nichts, lautet die Devise. Second Life: Eigentlich keine Besucher, eigentlich kein Nutzen, eigentlich nichts Meßbares, eigentlich völlig sinnlos. Ich gebe zu, dass sich auch meine "Alter Ego" im FL schon mal kritisch äussert über die aktuelle Entwicklung und dass eine gewisse Ermüdung, ein Abklingen der Aufregung zu bemerken ist - aber gleich totreden?
Urspannend - denn vor nur wenigen Wochen war es noch umgekehrt, waren alle nicht wirklich von dieser Welt, die nicht in diese parallele Zweit-Welt der Avatare einsteigen wollten. Ralf Ansorge, ein Journalist, sagt dazu: "Haben wir uns geirrt, dazulernen schadet selten etwas. Das würde es aber nicht treffen. Hypes haben das Problem, dass der Blick kollektiv getrübt wird. Motto: Wenn alle darüber reden, wird es schon was sein. Allen, die jetzt anfangen, sich kritisch mit dem Thema zu beschäftigen, hätte auch vor Wochen schon auffallen können, dass 5 Millionen angemeldete Avatare in dem "Sim City in live" so mal hochgerechnet auf weltweit nicht echt viele sind. Und jeder, der auch nur mal kurz was mit Online-Spielen oder Chats zu tun hatte, weiß auch, dass es immer viele gibt, die sich aus Neugier mal anmelden und dann nie wieder kommen. Trotzdem ist es zu kurz gesprungen, jetzt die ganze Second Life-Sache schlecht zu schreiben und zum Ergebnis zu kommen: Isses doch nicht. Das zweite Leben als Avatar - mit schöneren Brüsten, mehr Muskeln, vielleicht als Fuchs oder als Fee - ist für viele, auch für mich, schon eine komische Geschichte. Aber vielleicht bin ich mit 37 Jahre und mit einem Job, bei dem ich fast den ganzen Tag am PC sitze, halt auch schon zu alt - und abends zu müde. Keine Ahnung, ob man ein zweites Leben als Avatar braucht und das in einer Welt, die irgendwie ja schon ist wie die reale (Autos, Zeitung, Kriminalität, Sex, Diskos usw). Ich brauche keine. Aber: Second Life ist sicherlich eine ungemein spannende Möglichkeit, Internet in 3D auszuprobieren. 3D wird im Internet kommen in der nächsten Ausbaustufe - und wer jetzt in Second Life Erfahrung sammelt, wird diese neue virtuelle Internetwelt ganz anders gestalten können. Ich behaupte: Das Internet wird Second Life - nur ohne vorherige Anmeldung bei LindenLab. Wir werden als Avatare durch das Netz laufen, Avatare werden uns auf Internetseiten begrüßen, die aussehen, wie heute die Insel von adidas, Mercedes, BMW und Co. bei Second Life. Was heute in Second Life noch nicht messbar oder nachvollziehbar ist - wer ist der Avatar im wirklichen Leben - wird es dann sein. Das Investment der Firmen heute wird sich dadurch dann auszahlen. Das ist der wahre Wert von Second Life. Es macht also keinen Sinn, denn Abgesang auf Second Life zu beginnen."
Dem hab ich nichts hinzuzufügen. Und bis auf weiteres habe ich mir einen schönen Strand gesucht, an dem ich meinen schon lange geplanten Sitzstreik abhalten kann, aus Protest gegen die unhaltbaren Zustände.... Lions Villota

Die etwas andere Galerie


Eigentlich bin ich nur der mir anvertrauten Aufgabe nachgegangen, ich habe Neuzugänge im Kunst- und Kulturbereich gesucht, was immer schwieriger wird, denn diese sind eher am Ab- als am Zunehmen. Lokalitäten und Gruppen zu finden, die den eigenen Interessen entsprechen, waren immer schon schwer zu finden. LindenLab ist auch hier hinsichtlich Support hoffnungslos überfordert. Und auch die integrierten Suchfunktionen der Plattform liegen meilenweit hinter dem zurück, was wir heute im Web als selbstverständlich ansehen. Vielleicht liegt es auch daran, daß ich mich so gründlich verirrt habe. Ich habe die Begriffe ART und GALLERY benutzt und bin in einem Rotlichtdistrikt gelandet. In einer für meine Begriffe völlig abtörnenden Galerie, mit Bildern von kopulierenden FirstLife-Körpern. Wären es wenigstens Avatare gewesen.... Egal, es hat keinen Sinn, sich darüber zu beschweren, ich bin lange genug dieser Seite ausgewichen. Ich bin kein prüder Avatar, aber diese FL-Körper find ich dann doch ein wenig abstossend...

Wieder zurück


"Back again" - hört sich doch gleich besser an. Was ich aber meinte, ist: Ich war lange nicht mehr unterwegs auf Recherche und habe daher auch unser Tagebuch sträflich vernachlässigt. Warum das so ist? Weil nach einigen Monaten in SL ein Ermüdungsprozess eintritt, der mehrere Gründe hat. Zuerst einmal den körperlichen: sich in SL zu bewegen ist immer mühsamer geworden. Ich habe keine Ahnung, woran es liegt, aber ich komme mir stellenweise vor wie ein kranker Avatar, ein Spastiker, der seine Muskeln nur zeitweise unter Kontrolle hat und alle paar Sekunden einfriert, um dann wieder unkontrolliert weiterzutaumeln. Was die Leute bei LindenLab da so an Performance fabrizieren, ist unter jeder Kritik... Aber das ist nur eine Seite der Medaille. Was einem zunehmend nervt, ist dieses Thema mit dem Geldverdienen und der Erniedrigung, die damit verbunden ist. Ein Beispiel, das mir heute begegnet ist: Ein hübscher weiblicher Avatar sexy gekleidet, Superfigur, steht Bodenwaschenderweise für ein paar Lindendollar in einem Bezirk, der sich eher mit den sexuellen Dingen des Erst- und Zweitlebens beschäftigt (davon mehr im nächsten Post). Ich weiss nicht wieso, aber mich hat diese Szene unangenehm berührt....